Wer meine Beiträge schon etwas länger liest, weiß, dass ich gerne mit anderen in diesem Format kooperiere. Und da ich schon seit einiger Zeit Kontakt zu der lieben Denise (https://www.denisehesmer.de) habe, habe ich sie einfach mal gefragt, ob sie nicht Lust auf das Format hätte.
Gesagt getan, herausgekommen sind zwei Fragenkataloge, die wir uns gegenseitig beantwortet haben.
Den zweiten Fragekatalog findet ihr hier: „Kommunikation mit dem Model“ und falls ihr mehr von Denise sehen wollt, schaut doch mal hier vorbei: Instagram Fotografie & Portaits
- Wie kamst du zur Fotografie oder wie kam sie zu dir?
Denise: Es ist schon ewig her, aber so richtig angefangen hat es mit Facebook. Ich bin dort mehreren Fotografen gefolgt und habe deren Fotos immer total bewundert. Dann dachte ich mir irgendwann einfach: „Boah, das will ich auch unbedingt machen“. Und dann habe ich einfach angefangen.
Jan: Direkt die erste Frage und schon muss ich etwas ausholen. Angefangen habe ich mit typischen Actioncams und deren Anwendungszecken, bspw. wenn ich mit Freunden unterwegs war beim Schwimmen, auf vielen Motorradtouren oder einfach im Urlaub. Die GoPro musste mit. Es hatte einfach Spaß gemacht kleine Filme aufzunehmen und damit eine dauerhafte Erinnerung zu haben. Und dann kam der 23.12.2017: Meine Schwägerin wollte ein paar Bilder von sich für die Eltern zu Weihnachten haben und hatte ein paar Selfies von sich gemacht. Sie fragte mich nun um meine Meinung und wir kamen dann auf die Idee daraus ein kleines Shooting mit meiner Schwägerin und meiner Frau zu machen. Der junge Jan hatte ja Erfahrungen mit Actioncams gemacht und lieh sich die Nikon D3300 seiner Mutter aus und knipste einfach darauf los. Hintergrund war unsere weiße Wohnzimmertür und als Licht dienten 2 Tischleuchten inkl. weißem Backpapier als Diffusor. An der Stelle nochmals danke Mom für das leihen der Cam und die Tipps.
Die Ergebnisse hängen noch heute im Haus der Schwiegereltern und ich war völlig vom Fotovirus infiziert. - Wie kam es danach zu deiner ersten Kamera? Womit hast du deine ersten Bilder aufgenommen?
Denise: Die ersten Fotos habe ich noch mit meiner alten Digicam gemacht. Es war eine Olympus, aber frag mich nicht nach dem Modell. Da mir die Ergebnisse nicht gut genug waren, habe ich mir dann irgendwann eine Canon EOS 600D gekauft, die mir sehr lange erhalten geblieben ist. Vor ca. 3 Jahren bin ich dann auf meine erste Vollformat umgestiegen – die Canon EOS 6D Mark II.
Jan: Naja, wie ich schon in der ersten Frage erzählt habe, habe ich mir beim ersten Shooting die D3300 meiner Mom geliehen. Es hat echt Spaß gemacht und das habe ich im Freundeskreis erzählt. Und prompt kam mein Namensvetter Jan auf mich zu und gab mir seine Nikon D90. Sie würde nur bei ihm im Schrank liegen und dafür sei sie zu schade.
Die Kamera habe ich bis heute und ist noch immer ein treuer Begleiter für mich als Urlaubskamera oder als Backup bei Shootings. - Wann hattest du das erste Mal so richtig das Gefühl, dass du deine Technik beherrschst?
Denise: Ganz ehrlich? Ich habe nie das Gefühl, dass ich das, was ich da mache, wirklich beherrsche. Das ist natürlich nicht ganz richtig, denn meine Fotos sind qualitativ ja schon sehr gut. Allerdings interessiere ich mich nicht so sehr im Detail für die Technik dahinter und so habe ich das Gefühl, ich würde gar nicht alles können. Ich kann also keinen Zeitpunkt nennen, der für mich ein Gamechanger war.
Jan: Puh gute Frage…. Als ich im Januar 2018 meine D90 bekommen habe, folgten natürlich richtig viele Shootings und Projekte. Mit jedem habe ich mehr gelernt, die Technik verstanden, das Licht „gebändigt“ und auch den Umgang mit meinem Gegenüber verstanden. Jedes der vielen Shootings danach stellte für sich einen eigenen Meilenstein dar. Am prägendsten war der 04.05.2019. Hier trafen sich Tanja und ich im Lapadu und haben dort ganz bewusst mit den Gegebenheiten und dem Sonnenstand gearbeitet. Ziel war ein geblitztes Portrait auf dem Turm bei Sonnenuntergang. Und das hat auch geklappt. Ich glaube hier war ich das erstmal so richtig am Ziel und hatte keinen Zufallstreffer gemacht…. Zu mindestens als ich noch farblich fotografiert und ohne Photoshop gearbeitet habe.
Danach kam eine längere Phase, wo ich viel mit Photoshop gearbeitet habe, bis zu dem Punkt wo ich nur noch Schwarz-Weis geknipst habe und bis heute weitestgehend auf Photoshop verzichte. - Wer hat dich am Anfang deiner Laufbahn inspiriert? Und wer macht es heute?
Denise: Das waren Benjamin Jaworsky, Calvin Hollywood und kurze Zeit später Felix Rachor. Mit den Videos von Benjamin habe ich mir die Basics beigebracht. Ich weiß noch, dass ich mir die Videos von ihm angeguckt habe und mich dann direkt danach mit meiner Cousine getroffen habe, um das Gelernte umzusetzen. Und von Felix habe ich die Hautretusche gelernt. Heute inspirieren mich viele, unter anderem Julia Trotti und Jessica Kobeissi. Aber ich muss sagen, auch wenn ich deren Youtube-Videos liebe, so richtige Inspiration finde ich meist bei befreundeten Fotografen/Fotografinnen, die eben nicht so bekannt sind.
Jan: kurz gesagt: am Anfang war es Lyonel Stief, Marcusfotos und Stephan Wiesner. Heute sind es Andreas Jorns, Boris Bethge und Stefan Beutler - Wie würdest du den Stil beschreiben mit dem du angefangen hast? Und wie den heutigen?
Denise: Die Frage finde ich super schwer. Da ich mich ständig im Wandel befinde, kann ich das gar nicht so genau beschreiben. Besonders für meine ersten Photoshop-Versuche fallen mir keine Adjektive ein. Heute sticht meiner Meinung nach meine Kreativität hervor. Das ist das, was mich auszeichnet. Und ich arbeite gerne mit Farben.
Jan: naja Früher war es knatchi bunti. Gerne farbenfroh, extrovertiert, teils schreiend. Heute bewege ich mich lieber auf der emotionalen Ebene. Ich mag es total, wenn man ein Bild anguckt und weiß, was das Model in diesem Moment Gefühlt hat. Wenn das „Mindset“ aus dem Bild zum Betrachter überspringen kann. Der Schwarz-Weiß Look ist dabei für mich eine willkommene Reduktion um den Blick des Betrachters aufs Wesentliche zu lenken. Gerne darf diesem auch mal die Schärfe zum Opfer fallen. Auch das Thema Teil-/Akt nehme ich dabei gerne als Stilmittel. Ich habe einfach das Gefühl, wenn man sich nicht in Kleidung verstecken kann, dass die Emotionen echter sind. - Was bedeutet die Fotografie für dich?
Denise: Alles. Die Fotografie ist für mich die Flucht aus meinem Alltag hinein in meine eigene kleine Welt.
Jan: An diese Stelle möchte ich Herlinde Koelbl zitieren: „Als ich zur Fotografie kam – oder sie zu mir – da merkte ich sofort, wirklich sofort: Das ist es. Keine Ahnung, was passiert wäre, wenn ich die Fotografie nicht entdeckt hätte“. - Hattest du schonmal darüber nachgedacht damit aufzuhören oder hattest du mal ein kreatives Tief?
Denise: Jedes Jahr circa 2 mal, haha. Bei mir ist das mit der Fotografie ein Up and Down. Ich bin oft unzufrieden mit meiner Arbeit und dann doch wieder total begeistert. Ich denke das kommt daher, dass ich mich im ständigen Wandel befinde und mich immer weiterentwickeln möchte. Ich bin jemand, der viel ausprobieren will und dem schnell langweilig wird, wenn er immer nur dasselbe macht. Und wäre ich zwischendurch nicht unzufrieden, würde ich es entwicklungstechnisch nicht auf das nächste Level schaffen.
Jan: Gott sein Dank noch nicht wirklich. Klar, als ich von der Farbfotografie zum Schwarz-Weiß gewechselt bin, hatte das einen Grund. Das war eher eine Neuausrichtung als ein Tief, aber Pausen mache ich dennoch hin und wieder. Wenn Privat viel ansteht oder ein Urlaub ruft. - Wer war in der gesamten Zeit deine größte Rückendeckung?
Denise: Das kann ich kurz und knackig beantworten – mein Freund. Und tatsächlich meine drei Lieblingsfotografinnen, die mich immer motivieren, inspirieren und mit denen ich mich so wunderbar austauschen kann. Danke Jana, Maxi und Sara.
Jan: Mein absoluter Lieblingsmensch und tollste Ehefrau die man sich nur vorstellen kann. Aber auch meine Mom hat mir immer wieder den Rücken gestärkt. - Was war dein bisher größtes Projekt?
Denise: Ein Meet-Up, welches ich mit einer befreundeten Fotografin organisiert hab. Dort waren dann mehrere Fotografen und Models und wir sind durch den Landschaftspark in Duisburg gelaufen und haben ganz viele Fotos gemacht. Das war ein sehr schöner Tag.
Jan: Das dürfte die Bildreihe „two days in Frankfurt“ sein. Dafür bin ich extra zu Tanja nach Frankfurt gefahren und wir haben uns dort auch ein Hotel gemietet, um dieses als Studio nutzen zu können. Aber auch ein Schwimmbadshooting zählt dazu, aber dazu komme ich in der nächsten Frage. - Was war bisher dein größter Fail?
Denise: So einen richtig krassen Fail hatte ich nicht. Allerdings hatte ich relativ am Anfang ein Shooting am See bei praller Mittagssonne. Da mein Kameradisplay Fotos immer dunkler anzeigt als sie wirklich sind, ich das da aber noch nicht gecheckt hatte, ist einfach jedes Bild überbelichtet gewesen. Die Fotos waren zu der Zeit trotzdem noch schön, weil die Modelle einfach toll waren, aber das wäre das Shooting, was ich nochmal nachholen und verbessern würde, wenn ich in der Zeit zurückreisen könnte.
Jan: Naja, wie angekündigt… ein Schwimmbadshooting, wo unter anderem der Blitz abgesoffen ist.
Die Vorbereitung hierzu war sehr aufwendig und kostspielig. Ich wollte mit 2 Modellen unter Wasser shooten. Dazu habe ich mir ein Kameracase besorgt und auch eines für den Blitz.
Am Abend selber hatten wir dann das gemietete Schwimmbad für uns alleine und sind direkt ins Wasser gesprungen. Schnell mussten wir aber feststellen, dass der Blitzauslöser unter Wasser nicht sonderlich etwas taugte (Fotozelle, Funkauslöser hätte wegen der Dichte von Wasser funktioniert). Auch die Bedienung der Kamera war katastrophal. Als alles nach 1,5h lief, hatten wir nur noch 30min und mussten feststellen das Posing dort unten eine ganz andere Welt ist…. Naja zum guten Schluss war dann das Case des Blitzes undicht und in diesem sammelte sich das Wasser, ist aber Gott sei Dank gut gegangen.
Der Tag war an sich super lustig und wir sind alle mit einem Lachen nach Hause gefahren, aber an die Kosten möchte ich dann doch nicht zurückdenken. - Und wo siehst du dich fotografisch im nächste Step?
Denise: Ich würde so gerne vollständig selbstständig sein, allerdings ist das ein harter, steiniger Weg dorthin und ich bin noch meilenweit davon entfernt. Allerdings gebe ich nicht auf. Es ist mein größter Traum und ich will das unbedingt schaffen. Genug Motivation, Optimismus und Willensstärke habe ich zumindest.
Jan: Mein Traum wäre es eines Tages Bildbände zu produzieren, so dass sich das Hobby von alleine trägt.